Angstpatienten

 

PD Dr. med. dent. Michael Wicht

Dr. Michael Wicht ist leitender Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität zu Köln. Er hat sich auf restaurative und präventive Zahnerhaltung spezialisiert und sich in dreijähriger Fortbildung zum DGZ-Spezialisten schulen lassen.

Aus persönlichem Interesse hat sich Dr. Wicht im Bereich „Arzt-Patienten-Verhältnis“-Kommunikation zwischen Arzt und Patient sowie deren Angehörigen fortgebildet und gibt mittlerweile selbst Schulungen auf dem Gebiet. 

 

 

Wertvolle Tipps zum Umgang mit Angstpatienten von Dr. Michael Wicht

 

„In Fortbildungen möchten viele wissen:

  • "Wie gehe ich mit speziellen Patienten um?" oder
  • "Wie gehe ich mit den sogenannten ‚schwierigen“ Patienten um?"

Ich für meinen Teil finde: Es gibt keine schwierigen Patienten. Aber es gibt durchaus Patienten, die ein wenig anders sind. Und es gibt Patienten in der Zahnarztpraxis, die Furcht haben – bis hin zu richtigen Angstpatienten, die also wirklich Phobiker beim Zahnarzt sind.

Wie begegnet Ihr denen?

Sicherlich gilt es da, ganz besonders ruhig an die Sache heranzugehen und sie nicht zu überfahren. Es ist schwierig, an Angstpatienten heranzukommen. Ein großes Ziel kann sein, diese Patienten zum Reden zu bewegen und zum Reden zu motivieren.

Viele Zahnärzte machen den Fehler, dass sie Fragen stellen und keine Antworten zulassen. Wenn Ihr jemandem eine offene Frage stellt, zum Beispiel „Was kann ich für Sie tun?“, solltet ihr danach eine Pause machen. Lasst eine Antwort zu und stellt nicht die nächste und die übernächste Frage direkt hinten an. Dies ist leider Gottes so ein Ding, das wir Zahnärzte uns angewöhnt haben. Wir glauben, wenn wir viel reden, wirken wir kompetent. Doch gerade bei Angstpatienten steigert das häufig die Furcht vor dem Gespräch. So kann es sein, dass wir den Patienten verlieren, da er einfach zu viele ungefragte Informationen bekommen hat.

Ein Tipp, den ich euch in diesem Zusammenhang geben kann:

Versucht diese Patienten dazu zu bewegen, dass sie über ihre Ängste reden.

Versucht sie dazu zu bewegen, euch zu sagen, wovor sie Angst haben. Manchmal sind das sehr greifbare Sachen, wie zum Beispiel eine Spritze, Angst vor Schmerzen oder Angst vor Folgen einer Behandlung. Manchmal sind das auch irrationale Ängste, die einfach das ganze Setting, den ganzen Zahnarztbesuch, als Horrorerlebnis wahrnehmen.

Bewegt die Patienten dazu, über ihre Ängste zu sprechen und versucht, auf eine möglichst natürliche Art und Weise diesen Ängsten zu begegnen. Das funktioniert leider nicht, in dem wir sagen „Sie brauchen keine Angst zu haben.“ In diesem Augenblick haben wir sofort einen Trigger benutzt: das Wort „Angst“. Aber wir können diese Argumente ein wenig entkräften, indem wir über das Angstthema, wie zum Beispiel Spritzen, reden und diese Befürchtungen möglicherweise durch nachvollziehbare Argumente entkräften.

Bei Angstpatienten kann man sagen: Geht sehr vorsichtig, Schritt für Schritt, an eine Behandlung heran.

Man kann aus der Kinderzahnheilkunde das „Tell – Show – Do“ anwenden, denn das funktioniert letztendlich auch bei Erwachsenen: Über etwas reden, etwas zeigen und dann etwas machen. Eine klassische Desensibilisierung, wenn man es so möchte.“